Auch mal was zum Urheberrecht

Die Diskussion ums Urheberrecht ist komplett verwullft: niemand mag sie mehr führen oder sehen, aber irgendwie ist allen klar, dass das Problem nicht von allein weggeht. Anstatt eine Lösung zu liefern habe ich beschlossen, dass es ganz dringend nötig ist noch mal ganz von vorn anzufangen und die Ziele, was eines guten Urheberrecht leisten muss zu definieren. Vielleicht findet da ja jemand was dabei, was er so oder so ähnlich auch gut finden kann. Und wenn nicht, dann können wir uns wieder gegenseitig anbrüllen und beschimpfen. Ich vermute mal stark, dass hier auch einige widersprüchliche Punkte dabei sind. Das ist aber okay.
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#occupywallstreet aus Sicht eines New Yorkers

Schon seit Wochen probiere ich mich dem Phänomen #occupywallstreet zu nähern. Was wollen die? Haben die eine Chance ihre Ziele zu erreichen? Sind das ein paar einsame Spinner oder hat das ganze Potential? Was halten die New Yorker und Amerikaner von dieser Bewegung?

Um all diese Fragen zu klären habe ich Clemens Brandt befragt, einen Freund von mir, der seit etwa einem Jahr in New York lebt. Das Interview ist schnucklige 17 Minuten lang geworden.

Viel Spaß!

Noch was technisches: ich habe nicht vor, hier öfters Podcasts zu veröffentlichen, weshalb ich keinen Podcast in iTunes angelegt habe. Ihr könnt somit die Folge entweder im Browser hören, oder das mp3 runterladen, oder dieses Feed abonnieren oder einen Account bei huffduffer anlegen und damit dieses Folge laden.

Eine Leitplanke für den Datenschutz brechen

Heute hat Sascha Lobo in seiner Spon-Kolumne wortgewandt auf die deutschen Datenschützer und ihre Unterstützter beim CCC eingedroschen. Der „deutsche“ Datenschutz sei antiquiert. Er würde den Nutzern keinen Verstand zutrauen und sie bevormunden. Wenn Datenschützer die Verkehrsregeln machen würden, wären Autos schon lange verboten, so seine Meinung.

Es ist Zeit, mal eine Lanze für den Datenschutz zu brechen. Ich glaube an den Datenschutz und halte ein ausgewogenes Datenschutzrecht für notwendig und förderlich. Nicht, weil ich davon ausgehe, dass alle außer mir zu doof wären für sich selbst zu entscheiden. Sondern um überhaupt eine Wahl zu haben. Und um die Entwicklung des digitalen Zusammenlebens zu beschleunigen.

„Man brauchst Facebook einfach nicht zu nutzen.“ Das ist eines der beliebteren Argumente, auch von Sascha vorgetragen. Es ist das „dann geh doch nach drüben“ des Internetzeitalters. Ich nutze soziale Netzwerke ja gern, ich will meine Daten der Cloud anvertrauen, ich nutze mein iPhone wie kaum ein anderes Gerät zuvor. Muss ich deshalb zwangsläufig damit leben, dass jedes Unternehmen all die Daten die es über mich sammeln kann auch ohne weiteres sammeln darf? Und weiterverkaufen? Ist es nicht absolut legitim ein Mitspracherecht einzufordern?

Und: besserer Datenschutz würde die sozialen Netzwerke sogar stärken, weil Nutzer, die sich vor dem Missbrauch ihrer Daten geschützt fühlen, eher bereit sind noch mehr von davon rauszurücken.

Klar, das Auto hätte ein frühes Ende gefunden, wenn es uns von übereifrigen Sicherheitsfanatikern verboten worden wäre. Aber ich bin mir genau so sicher, wir würden uns nicht trauen mit Vollgas über die Autobahn zu brettern, wenn es nicht Leute gäbe, die einsturzgefährdete Brücken sperren und Autos ohne Bremsen stilllegen.

Datenschutz ist – um bei diesem schief hängenden Bild zu bleiben – die Leitplanke des Internets. Irgendwie einschränkend, klar, aber auch vertrauensbildend.

Artikel Fanatismus

Deutsche Blogger und Twitterer sind weltoffen, interessiert an Argumenten und Meinungen, kritisch gegenüber Dogmatismus und Engstirnigkeit, schlagfertig, wortgewandt, tolerant und sofort bereit jeden unverzüglich zu steinigen, der es wagt, “der Blog” zu sagen.

Arrghl … $%$§%&“?!@§&%&% … „DAS App“ @mobilemacsless than a minute ago via Echofon Favorite Retweet Reply

Ich selbst werde regelmäßig von Hörern gemaßregelt, wenn ich es wage im mobileMacs-Podcast “das App” zu sagen statt “die App”. Irgendwann habe ich mir dies nämlich aus praktischen Gründen angewöhnt: Man kann es dann synonym und in einem Satz mit “das Programm” verwenden. “Programm” ist ein Begriff, der den meisten doch wesentlich vertrauter sein dürfte als “App”, ein Wort, dass nicht mal die iPhone Rechtschreibkorrektur kennt. Praktische Gründe aber zählen in der Artikeldiskussion nicht viel. Da kommt es, wie so oft in Deutschland nur auf Herkunft und Erbe an und “App” kommt nun mal von “Applikation” und hat damit auch den Artikel geerbt. Auch der Stammbaum von “Blog” zeigt deutlich auf, dass es sich dabei um einen Urururenkel von “Logbuch” handelt, und dieses Wort damit deutlich zur Artikelfamilie der von Dassen gehört und nicht derer von Deren.

Dabei gibt es nur einen Grund, warum uns der eine Artikel mehr behagt als der andere: weil wir es irgendwann mal so gelernt haben. Genau so, wie ein anderer vielleicht denselben Begriff mit einem anderen Artikel zuerst gehört hat.

Ja, der Duden erlaubt auch „der Blog“, so wie das Bürgerliche Gesetzbuch es erlaubt, sich ein Jahr lang nicht zu waschen.less than a minute ago via web Favorite Retweet Reply

Wer “der Blog” sagt betreibt auch keine Körperhygiene, hat Mario Sixtus zurechtpointiert. Ich schätze Mario sehr, gerade für seinem unermüdlichen Kampf gegen Aberglauben und Unwissenschaftlichkeit, für freie Netze und Meinungsfreiheit. Um so mehr schmerzt es, wenn ich ihn dann wieder in seinen kleinen Religionskrieg für den einzig wahren Artikel ziehen sehe.

Wer „der Blog“ sagt, hat auch Begrüßungs-Flash-Videos auf seiner Website. /cc @jimmyschulzless than a minute ago via web Favorite Retweet Reply

Wir machen uns so gern über Politiker lustig, die sich nicht mit dem Netz beschäftigen. Und wenn sie es doch tun, dann machen wir uns über sie lustig, weil sie “der Blog” sagen. Und dann wundern wir uns lautstark, weil sie unsere Anliegen nicht ernst nehmen und uns ignorieren.

Ständig fordern wir Toleranz ein: Toleranz, für unsere Art mit dem und im Netz zu leben, für unser Kommunikationsverhalten, für unseren Umgang mit Identität und Privatsphäre, für unsere Anliegen und Probleme. Wir empören uns über all jene, die uns mit Skepsis begegnen und nicht jede unserer Eigenarten sofort uneingeschränkt akzeptieren. Und dann springen wir ihnen ins Gesicht, wenn sie einen – aus unserer Sicht, und nur aus unserer Sicht – falschen Artikel verwenden.

Das Blog. Das Blog. Das Blog. Das Blog. Das Blog. Das Blog. Das Blog. Das Blog. Das Blog. Das Blog. Das Blog. Das Blog. Das Blog. Das Blog.less than a minute ago via Tweetie for Mac Favorite Retweet Reply

Ganz im Ernst: Wie wollen wir jemals zu einer Gesellschaft gelangen, die jeden seine Kultur, Religion, Sexualität, Weltanschauung frei ausleben lässt, wenn wir es nicht mal schaffen solche Nebensächlichkeiten zu akzeptieren oder wenigstens zu ignorieren?