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Auch mal was zum Urheberrecht

Die Diskussion ums Urheberrecht ist komplett verwullft: niemand mag sie mehr führen oder sehen, aber irgendwie ist allen klar, dass das Problem nicht von allein weggeht. Anstatt eine Lösung zu liefern habe ich beschlossen, dass es ganz dringend nötig ist noch mal ganz von vorn anzufangen und die Ziele, was eines guten Urheberrecht leisten muss zu definieren. Vielleicht findet da ja jemand was dabei, was er so oder so ähnlich auch gut finden kann. Und wenn nicht, dann können wir uns wieder gegenseitig anbrüllen und beschimpfen. Ich vermute mal stark, dass hier auch einige widersprüchliche Punkte dabei sind. Das ist aber okay.

Das Urheberrecht soll einen möglichst konfliktfreien, gerechten Ausgleich zwischen Urheber und Nutzer ermöglichen

Ich hoffe, dass das wirklich Konsens ist. Am Ende sollen alle möglichst glücklich sein. Die Nutzer, die Urheber, die Urheber die auf werken anderer Aufbauen soll. Was “gerecht” ist, ist sicherlich ein wichtiger Teil der Diskussion.

Das Urheberrecht sollte möglichst einfach sein

Die Zahl der Menschen, die direkt mit dem Urheberrecht zu tun haben ist in den letzten Jahren geradezu explodiert. Ein modernes Urheberrecht muss für jedermann geradezu intuitiv verständlich sein.

Das Urheberrecht sollte keine toten oder sterbenden Geschäftsmodelle am Leben erhalten

Wenn ein Geschäftsmodell seine Zeit hinter sich hat, dann sollte es sich in die Ecke legen und beim Sterben höchstens leise in sich hinein jammern. Egal, wie groß eine Branche mal war, wenn ihre Zeit gekommen ist, dann muss sie halt wieder verschwinden. Das Urheberrecht darf nicht der Kohlepfennig der Verwertungsindustrie sein.

Das Urheberrecht sollte nicht mit dem angeschliffenen Spaten durchgesetzt werden

Es ist eines Rechtsstaats nicht würdig, wenn Menschen die Existenzgrundlage entzogen wird, weil sie Kulturgüter mit dem Kaufpreis einer Kugel Eis aus einem aus einer Tauschbörse kopiert haben. Glückliche (und damit mehr) Kunden bekommt man, wenn man ihnen das Kaufen einfach macht, nicht das Leben erschwert.

Der Urheber soll von seinem Werk einen Teil seines Lebensunterhalts bestreiten können

Wenn ein Urheber glaubt mit seinen Werken Geld verdienen zu können, dann sollten das Urheberrecht dies ermöglichen.

Die Urheber sollten nicht auf Zuteilungen angewiesen sein

Ich halte Geräteabgaben oder Kulturflatrates für problematisch, weil sie auf den guten Willen von anderen angewiesen sind. Um eine Kulturflatrate würde es mit ziemlicher Sicherheit einen ähnlichen Dauerkampf geben wie z.B. um die GEZ. Irgendwo wird sich immer ein Boulevardblatt finden, dass gegen eine noch so kleine Kulturabgabe wettert, wenn sie sonst gerade ihr Heft nicht voll bekommt oder sie ihrer Geschäftsentfaltung im Weg steht. Für Politiker ist es offensichtlich sehr verlockend sich beim Wähler beliebt zu machen, indem man jemand anderem das Geld wegkürzt.

Urheber sollten nicht schlechter gestellt werden, als Produzenten von physischen Produkten. Vielleicht sogar besser.

Dieser Punkt ist mir sehr wichtig, vielleicht sogar überlebenswichtig: wenn jemand ein physisches Produkt herstellt, dann vernichtet er dabei der Allgemeinheit gehörende Ressourcen. Diese Vernichtung von Ressourcen können wir vermutlich nur bremsen, wenn wir die Produktion von “virtuellen” Produkten ähnlich lukrativ machen, wie die Produktion von physischen Gütern. Ein gutes Urheberrecht kann einen wichtigen Beitrag zum Umweltschutz leisten.

Ideen sind für alle da!

Schutzfristen für Werke sollten kurz sein um eine schnelle Rückführung in den Kulturerschaffungsapparat zu gewährleisten. Kurze Schutzfristen und viele Kopien erhöhen die Chance Werke dauerhaft zu bewahren und lebendig zu halten.

Es sollte Anreize geben möglichst gute Werke zu schaffen

Ich mag das Prinzip von “wer Dinge macht, die viele mögen soll auch mehr bekommen”. Nicht weil ich finde, dass es megareiche Urheber geben muss, aber weil “jeder bekommt den gleichen Anteil”-Systeme dazu neigen ausgenommen zu werden wie eine Weihnachtsgans. Auch glaube ich daran, dass Belohnungssysteme durchaus funktionieren können.

Die Finanzierung sollte möglichst unkompliziert sein: sowohl für den Nutzer als auch für den Urheber

Wenn ein Urheber nicht zum Urheben kommt, weil er die ganze Zeit auf der Suche nach Sponsoren ist, dann ist damit niemandem sonderlich geholfen. Ein gutes Finanzierungsmodell sollte dem Urheber möglichst viel Zeit lassen sich auf sein Werk zu konzentrieren.

Finanzierungsmodelle sollten auf möglichst vielen Zahlern basieren

“Wes Brot ich ess, des Lied ich sing.” Um Urheber möglichst unabhängig von einzelnen wichtigen Sponsoren zu machen, sind Zahlungsmodelle vorzuziehen, bei denen viele wenig zur Finanzierung beitragen.

Die Verbreitung, Weiterentwicklung und Nutzung der Werke sollte möglichst unkompliziert sein

Das Remixen, Kopieren, anderen Zeigen, Weiterverbreiten, auf anderen Geräten Abspielen sollte so einfach sein wie es geht.

Der Urheber sollte die Möglichkeit haben zwischen möglichst vielen verschiedenen Finanzierungsmodellen frei zu wählen oder diese zu mixen

Der “richtige” Weg, wie man möglichst gut sein Werk an den Nutzer bringt und dafür auch noch Geld bekommt ist noch lange nicht gefunden. Darum sollten Urheber möglichst viele Verwertungsformen ausprobieren können und sollten dabei weder von der Gesellschaft noch von Vertriebspartnern und Verwertern eingeschränkt werden. Insbesondere sollte die Exklusivverbreitung durch einen einzelnen Verwerter abgeschafft werden.