Laberpodcasts

Update: Hier eine recht schöne Auflistung aller bisherigen Debattenbeiträge von Ralf Stockmann.

Kaum ist man mal ein halbes Jahr weg, schon befindet sich der deutsche Podcast in der Krise, weil er zu viel Laberpodcast ist und zu wenig experimentell und sich nicht genug traut. Darum fühle ich mich jetzt ein wenig dazu berufen das ganze mal wieder etwas gerade zu rücken oder wenigstens meine Motivation fürs Podcasten zu erklären. Die Zusammenfassung: I don’t give a shit.

Ich mache Podcasts für mich. Ich höre mich gern selber reden, ich unterhalte mich liebend gern mit Freunden wie Michi oder Björn Grau oder Robb, ich trinke gern Bier dabei. Tim Pritlove hat mich drauf gebracht dabei ein Mikrofon auf den Tisch zu stellen, weil andere Menschen einem dabei gerne zuhören und bei unserem Gesabbel immer so schön wegduseln können. Im Laufe der Zeit sind diese Podcast für mich zu einer Plattform für meine Gedanken geworden: es macht mir Spaß mir um alle möglichen Dinge einen Kopf zu machen und hin und wieder müssen diese Gedanken eben mal raus. Mehr ist es nicht. Mir ist es relativ egal, wie viele Leute mir dabei zuhören. Oft kümmere ich mich erst viel zu spät um das online stellen des Podcasts – das Reden und mit Freunden unterhalten ist mir tatsächlich inzwischen viel wichtiger als das gehört werden. Ich kümmere mich nur stiefmütterlich um die Technik, ich schreibe keine Kapitelmarken, ich höre nichts nach. Ich habe nicht vor die große Samstagabendshow neu zu erfinden, ich will damit nicht berühmt oder reich werden. Wenn ihr eine Idee habt aus meinen Inhalten was besseres zu machen: nur zu! Ich gebe euch gerne auch Zugriff auf die Rohdaten. Wenn ihr mir und meinen Freunden gerne zuhört: es ist mir ein Vergnügen euch zu unterhalten. Wenn ihr eigene Ideen habt und alles viel besser könnt: nur zu! Aber für mich sind meine Podcasts eigentlich nur eins: ein Grund mich ein paar Stunden lang gut mit Freunden zu unterhalten. Und das wird niemals in der Krise sein. Prost!

Ethikproblemumfahrungsalgorithmus

Tante hat einen interessanten Artikel für die Wired geschrieben, in dem es darum geht, vor welchem Problemen die Entwickler Selbstfahrender Aufgaben stehen, wie sie Algorithmen erfinden, die selbstständig darüber entscheiden was zu tun ist, wenn ein Unfall nicht mehr zu verhindern ist, welcher Unfall der noch erträglichere ist. Lieber ein Kind überfahren als zwei Rentner? Wie viele Rehe sind eine Kuh wert?

Ich glaube nicht, dass sich jemand wirklich massiv um diese Probleme kümmert. Ich glaube es wird alles doch sehr anders kommen, viel banaler.

Am Anfang werden selbstfahrende Autos sehr pragmatisch dafür sorgen, dass nichts zu schlimmes passiert: sie werden relativ langsam fahren und wenn es doch mal knifflig wird, wird eine sehr grelle Leuchte im Armaturenbrett dem menschlichen Passagier deutlich machen: ich weiß nicht mehr weiter, übernimm du!

Da es doch eher unangenehm ist doch ständig drauf gewappnet sein zu müssen, dass die Software keinen Bock mehr hat, werden die Hersteller das Problem in Folge outsourcen: anstatt den Passagier zu belästigen wird die Aufgabe des schnellen Einschreitens an Menschen in einem Callcenter ausgegliedert. So wie sie uns jetzt durch die Einrichtung unserer WLAN-Routers leiten, werden sie in Zukunft das unser Auto für uns durch Baustellen fernsteuern, damit wir nicht von unseren Smartphones aufschauen müssen.

Ihr Job wird recht dröge sein: der Bildschirm leuchtet auf, sie sehen irgendeine Straße irgendwo auf der Welt, so als ob man wahllos auf Google Street View klickt. Nach kurzer Orientierung erkennen sie das Problem und leiten das Auto sicher um das Hindernis auf die Straße herum. Sobald das Auto wieder selbst weiter weiß, wird die Bildübertragung wieder unterbrochen und der Mensch im Drivecenter wird in die nächste Verkehrssituation gebeamt.

Am Anfang wird das ein relativ gemütlicher Job sein, aber mit der stetig besser werden Steuerungssoftware werden auch die Fälle die an Callcenter übermittelt werden immer kniffliger. Und dann werden wir, in 20 Jahren, in einer Abendtalkshow einen indischen Fernfahrer zu Gast haben, der vom Moderator tränenddrückend befragt wird wie es denn so ist im 2 Minuten Takt das Leben irgendwelcher aus der Spur geratenen Autofahrer weltweit retten zu müssen, und wie man so damit klarkommt, dass er ihm nur in 38% der Fälle gelingt, und ob man sich nach der Arbeit Vorwürfe macht, weil man zu unkonzentriert war.

Und am nächste morgen fahren wir wieder mit unseren selbstfahrenden Autos ins Büro und niemand war gezwungen sich mit Ethik zu beschäfitgung

Freunde

Beim lesen dieses Artikels fiel mir auf: bei YouTube sieht man in Zukunft nicht mehr alle Kommentare, sondern nur von wichtigen Personen oder Freunden. Das Feature, dass ich nur noch die Meinungsäußerungen von Menschen sehe, mit denen ich bereits befreundet bin, wird in Social Networks immer wichtiger. Für mich war damals™ in den Social Networks immer mit Abstand das spannenste Feature, dass man eben nicht nur die immer gleichen Hackfressen sah, sondern auch mal Leute treffen konnte, die man vorher nicht kannte und darüber anfreunden konnte. Wo sollen die Leute heute ihre Freunde kennen lernen? Etwa im RL?

Freiheit statt Angst 2013

tldr: Auf Demos kommen Leute, die zu den meisten Themen unterschiedliche Meinungen haben. It’s a feature, not a bug.

Wie fast (?) jedes Jahr war ich auch dieses Jahr wieder auf dem Pflichtspaziergang „Freiheit statt Angst“. Irgendwie scheint es dieses Jahr dazu zu gehören, sich rund um die Demonstration von seinen Mitdemonstranten zu distanzieren.

Ganz besonders ist mir das aufgefallen, als während der Demonstration von einem Lautsprecherwagen gegen anwesende Politiker gepöbelt wurde. Aber auch das in Blogs recht viel zu findende „die anderen Demonstranten sind doof, ich spiele nicht mehr mit denen“ finde ich etwas verstörend.

Natürlich stimme auch ich mit einem Großteil der der Transparente auf der FSA nicht überein (die ihr vielleicht hochgehalten habt). Natürlich sind mir andere Themen wichtig als euch. Aber es ist doch genau das, was eine Demo ausmacht: viele Menschen, die sich trotz ihrer Unterschiede und unterschiedlichen Meinungen darauf einigen können für ein Thema, dass ihnen allen gemeinsam wichtig ist auf die Straße zu gehen. So lange ein Thema nur für eine homogene Gruppe interessant ist, wird es immer ein Nischenthema bleiben.